fbpx
Authentischer Content im Tourismusmarketing

Authentischer Content im digitalen Zeitalter: Ein Paradoxon oder der Schlüssel zum Erfolg?

In der heutigen digitalen Welt ist der Begriff „authentischer Content“ in aller Munde, besonders in der Tourismusbranche, wo Emotionen, Erlebnisse und persönliche Geschichten entscheidend für den Erfolg von Kampagnen sind. Aber was bedeutet eigentlich authentischer Content? Und existiert dieser wirklich noch, wo doch Künstliche Intelligenz (KI) immer stärker in die Produktion von Inhalten eingreift?

Was ist authentischer Content?

Authentischer Content bedeutet, dass Inhalte glaubwürdig, nachvollziehbar und vertrauenswürdig wirken. Es sind Inhalte, die eine echte Verbindung zwischen Marke und Zielgruppe schaffen – im besten Fall emotional und persönlich. Authentizität basiert auf der Fähigkeit, eine Geschichte zu erzählen, die die Werte, die Kultur und das Lebensgefühl der Zielgruppe anspricht.

In der Tourismusbranche bedeutet das, dass der Content echte Erfahrungen zeigen muss, sei es durch die Augen von Reisenden oder durch die Einblicke von Einheimischen. Echte Fotos, ungeschönte Videos, natürliche Momente – diese sind das Herzstück des authentischen Contents. Der Fokus liegt nicht auf Perfektion, sondern auf Echtheit.

Gibt es authentischen Content überhaupt noch?

Hier entsteht jedoch ein Paradoxon: Im Zeitalter der digitalen Optimierung, wo jede Veröffentlichung analysiert und auf maximale Reichweite optimiert wird, scheint der Raum für authentischen, „nicht konstruierten“ Content zu schrumpfen. Ist nicht jede Social-Media-Kampagne, jede Bild- und Videobearbeitung eine Form der Inszenierung?

Echte Authentizität mag in der digitalen Welt schwer zu finden sein, aber sie ist nicht unmöglich. Es geht darum, Inhalte zu schaffen, die sich natürlich anfühlen, selbst wenn sie bewusst inszeniert sind. Wir verstehen unter dem Begriff „Authentizität“, mit echten Menschen zu arbeiten, die echte Geschichten erzählen. Content, der von Menschen und nicht von Maschinen erstellt wurde, besitzt diese persönliche Note, die durch automatisierte Prozesse kaum zu ersetzen ist.

Granularität statt Authentizität? Eine Definitionsfrage bringt Klarheit

Klar hat jede Zielgruppe und jeder Touristiker andere Vorstellungen, Meinungen und Erwartungen. Es wäre zudem zu kurz gedacht, unter authentischem Content rein die Aufbereitung von Sterotypen und Klischees zu verstehen, denn das wird modernem Tourismusmarketing im digitalen Zeitalter nicht gerecht. Doch als Kommunikationswirt ist mir ein Begriff geläufig, der die Ausrichtung von erfolgreich produzierten und ausgespielten Inhalten besser beschreibt: Granularität.

Granularität bezeichnet in der Kommunikationswissenschaft den Grad der Detailliertheit, mit der Informationen oder Daten aufbereitet und vermittelt werden. Es beschreibt, wie fein oder grob die Inhalte strukturiert sind, und hängt davon ab, wie tiefgehend und spezifisch Informationen dargestellt werden.

In der Praxis bedeutet eine hohe Granularität, dass Inhalte in kleinen, sehr detaillierten Einheiten präsentiert werden, während eine niedrige Granularität eher allgemeine oder überblicksartige Darstellungen umfasst. Der passende Grad der Granularität hängt von der Zielgruppe, dem Kommunikationsziel und dem Kontext ab. Hier ist ein Beispiel aus dem Deutschland-Tourismus, das die vier Kriterien der Granularität – Validität, Reliabilität, Relevanz und Impact – berücksichtigt am Thema „Bewerbung von Fahrradtouren entlang des Elberadwegs“

1. Validität (Richtigkeit der Information)

Die Inhalte müssen faktisch korrekt und überprüfbar sein
Beispiel: Der Elberadweg erstreckt sich über 1.300 km und wurde mehrfach als einer der beliebtesten Radwege Deutschlands ausgezeichnet.“

Erklärung: Diese Information basiert auf verlässlichen Quellen wie dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) und Tourismusstatistiken.

Praktische Umsetzung: Stelle sicher, dass alle Daten zur Streckenlänge, Schwierigkeitsgrad und Sehenswürdigkeiten entlang des Weges stimmen.

2. Reliabilität (Zuverlässigkeit der Information bei wiederholter Nutzung)

Die Informationen müssen konsistent und zuverlässig sein, unabhängig davon, wie oft oder von wem sie geprüft werden.

Beispiel: Eine interaktive Karte auf der Website zeigt Radwege, Rastplätze, Unterkünfte und Sehenswürdigkeiten entlang des Elberadwegs.

Erklärung: Diese Karte ist bei jedem Zugriff aktuell und enthält identische Informationen, unabhängig von der Plattform (Website, App oder gedruckte Broschüre).

Praktische Umsetzung: Aktualisiere regelmäßig Informationen zu Streckenzustand, Baustellen oder neuen Attraktionen.

3. Relevanz (Bedeutung für die Zielgruppe)

Die Inhalte müssen auf die Interessen der Zielgruppe abgestimmt sein.

Beispiel: Für Familien: „Entlang des Elberadwegs gibt es zahlreiche kinderfreundliche Streckenabschnitte, z. B. zwischen Dresden und Meißen. Hier erwarten Euch flache Wege, Spielplätze und familienfreundliche Unterkünfte.“

Erklärung: Familien suchen spezifische Inhalte wie flache Strecken, kinderfreundliche Aktivitäten oder sichere Unterkünfte. Dieser Fokus erhöht die Relevanz.

Praktische Umsetzung: Zielgruppenorientierte Inhalte, die z. B. auf Radfahrer-Typen (Familien, Sportler, Genussradler) zugeschnitten sind.

4. Impact (Wirkung auf die Zielgruppe)

Die Inhalte sollen die Zielgruppe dazu bringen, eine Handlung vorzunehmen, z. B. eine Tour zu buchen.

Beispiel: Ein Instagram-Post mit einem beeindruckenden Drohnenvideo des Elberadwegs bei Sonnenaufgang kombiniert mit der Caption: „Starte Dein Abenteuer entlang der Elbe! Sichere Dir jetzt Dein kostenloses Touren-Paket inklusive Karte und Insider-Tipps.“

Erklärung: Das emotionale Bildmaterial weckt Begeisterung, die Call-to-Action („Sichere Dir jetzt“) erhöht die Wahrscheinlichkeit einer direkten Reaktion.

Praktische Umsetzung: Verwende inspirierenden Content, kombiniert mit klaren Handlungsaufforderungen.

Zielgruppenansprache: Wie funktioniert das im Tourismusmarketing?

Die Zielgruppen im Tourismus sind vielfältig und anspruchsvoll. Reisende suchen Inspiration, Informationen und einen persönlichen Bezug zu den Reisezielen. Dabei spielt es eine zentrale Rolle, die Werte und Bedürfnisse der Zielgruppe genau zu kennen. Wer jüngere Generationen anspricht, muss anders kommunizieren als bei der Ansprache von Best-Agern. Familien mit Kindern haben andere Interessen als abenteuerlustige Alleinreisende.

Echte Geschichten von Menschen, die bereits an den Reisezielen waren, die wir bewerben, sind hier oft erfolgreicher als rein professionelle Hochglanz-Kampagnen. Die Authentizität liegt oft in den Details: Ein authentisches Foto eines Reisenden, der sich nach einer langen Wanderung mit Blick auf die Berge entspannt, oder ein Video, das die ersten Eindrücke eines Städtetrips einfängt, transportiert mehr Authentizität als ein durchgestyltes Werbevideo.

Das bedeutet jedoch nicht, dass diese Geschichten nicht durchdacht oder strategisch entwickelt werden können. Hier liegt die Kunst darin, geplanten Content so zu kreieren, dass er ungestellt und lebendig wirkt. Um das zu erreichen, ist es wichtig, nah an der Zielgruppe zu bleiben – durch den Einsatz von User-Generated Content (Inhalten, die von echten Nutzern erstellt wurden) oder durch Zusammenarbeit mit authentischen Influencern, die Vertrauen und Glaubwürdigkeit ausstrahlen.

Können Agenturen authentischen Content produzieren?

Die Antwort ist: Ja – wenn sie die richtige Philosophie verfolgen. Wir haben im Laufe der Jahre immer die Zusammenarbeit mit echten Menschen, das Erzählen echter Geschichten und die Kreation von Inhalten, die auf den Werten der Zielgruppe basieren, als Schlüssel zum Erfolg definiert. Eine Agentur muss verstehen, wie sie Inhalte entwickelt, die nicht nur „echt“ wirken, sondern wirklich von echten Menschen stammen. Wir setzen auf das Zusammenspiel von Kreativität und Echtheit – und das ist etwas, das Maschinen nicht nachahmen können.

Kann KI authentischen Content erstellen?

KI hat in den letzten Jahren beeindruckende Fortschritte gemacht und kann durchaus bei der Erstellung und Optimierung von Content helfen. KI-gestützte Tools können helfen, Inhalte schneller zu generieren, sie können analysieren, welche Arten von Posts am erfolgreichsten sind, und sie können Trends aufspüren. Aber: KI kann nicht fühlen, keine echten Erfahrungen machen und vor allem keine Emotionen authentisch vermitteln.

Wenn es um authentischen, emotionalen Content geht, der das Herz der Menschen erreicht – wie es im Tourismus unverzichtbar ist –, dann bleibt der Mensch unersetzlich. Denn gerade der menschliche Funke, die persönliche Erfahrung und die kulturelle Nuance sind es, die Inhalte authentisch und einzigartig machen. Das schafft keine KI.

Fazit: Authentizität bleibt menschlich

Im digitalen Content Marketing – besonders in der Tourismusbranche – wird es immer wichtiger, authentischen Content zu liefern. Dieser ist jedoch mehr als nur ein Trendwort: Authentizität ist der Schlüssel zur emotionalen Bindung und langfristigen Kundenloyalität. Wir haben das verstanden und setzen auf echte Menschen, um echte Geschichten zu erzählen.

KI mag in vielen Bereichen nützlich sein, aber wenn es darum geht, Geschichten zu schaffen, die bewegen, bleibt der Mensch der beste Erzähler. Denn am Ende des Tages wollen wir alle das Gleiche: Echte Erlebnisse, erzählt von echten Menschen. Und das kann keine Maschine ersetzen.

Dieser Beitrag soll euch – Content- und Social Media-Experten der Tourismusbranche – zeigen, dass Authentizität kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit ist. Eure Zielgruppen suchen nicht nach perfekten Bildern oder generischen Texten. Sie suchen nach Geschichten, in denen sie sich selbst wiederfinden können – erzählt von echten Menschen mit echten Erlebnissen.

Joachim Schmidt

Seit über 20 Jahren ist Joachim nun schon im Internet und den Neuen Medien zuhause. Im April 2008 gründete er Intensive Senses. Er begeistert sich für alles, was einen Stecker hat und mit dem Internet verbunden werden kann sowie für alle Dinge, die sich darin bewegen.